Hofbeschreibung
Der Oberhof liegt oberhalb des Dorfes St. Nikolaus im Ultental, nicht weit entfernt vom St. Moritz-Kirchlein, der ältesten gotischen Hügelkirche im Tal. Im Stall des Bio-Betriebs, der sich auf die Produktion von Fleisch spezialisiert hat, stehen 16 Stück Tiroler Grauvieh. Hier, auf 1.600 m Seehöhe, hat der Bauer Erhard Paris die uralte Handwerkskunst des Flechtens zu neuem Leben erweckt und seine „Ultner Flechtwerkstatt“ eingerichtet. Als Meister seines Fachs gibt er sein Wissen zudem in zahlreichen Kursen und Vorträgen weiter.
Handwerk
Das Arbeiten mit Naturmaterialien hat Erhard Paris schon von Kindesbeinen an fasziniert. Was er dazu benötigte, fand er in den Wäldern und Wiesen rund um den Heimathof. Das nötige handwerkliche Rüstzeug holte er sich in einer mehrjährigen Ausbildung im Flechten, Drechseln und Schnitzen. „Da hat mich dann die Leidenschaft insbesondere für das Flechten gepackt“, erinnert sich der Bauer. Vor der Werkstatt des Ultners warten Berge von Ruten und Zweigen darauf, verflochten zu werden. „Ich experimentiere gerne mit verschiedenen Materialien und Formen“, unterstreicht der kreative Landwirt. Sein Ziel: etwas Einzigartiges zu entwickeln, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat: „Am Geflochtenen gefällt mir vor allem das Luftige, das Spiel von Licht und Schatten und die Möglichkeit vielseitig und kreativ zu sein.“
Der Verarbeitung auf der Spur
Grundlage für die Flechtwerke von Erhard Paris sind Weiden, aber nicht nur: Von seinen Streifzügen im eigenen Wald bringt der junge Landwirt Haselnuss-, Lärchen- und Birkenzweige mit. Wieder zurück in der Werkstatt, werden diese für das Flechten vorbereitet. Die Haselnussstöcke ritzt er mit einem scharfen Messer an, biegt sie übers Knie und bricht geschickt lange, gleichmäßig dicke Reiser heraus. „Da braucht es viel Zeit, Geduld und große Fingerfertigkeit“, erzählt Paris, während er die Zweige mit geübten Schnitten von der Rinde befreit. Dann gilt es, die „Rippen“, also das Grundgerüst eines Flechtwerks, zurecht zu legen. Zweig um Zweig windet der Bauer die Reiser schließlich mit flinken Fingern ein. Wurden diese bereits getrocknet, müssen sie zuvor mehrere Tage in Wasser eingeweicht und biegsam gemacht werden.
Die Gestaltungsmöglichkeiten beim Flechten sind schier unendlich: Formvollendete Körbe in allen Größen und Formen stapeln sich in der Werkstatt des Bauern. Daneben finden sich dekorative Flechtobjekte wie Schalen und Windlichter sowie ausgefallene Taschen mit Charme und Eleganz. „Die Kunst des Flechtens hat eine mehr als 2000 Jahre alte Tradition. Die uralten überlieferten Techniken in Verbindung mit neuen Ideen ergeben schlichte und dennoch außergewöhnliche Hingucker für Haus und Garten“, ist der Kunsthandwerker überzeugt. Die Schönheit eines jeden filigranen Flechtobjekts liegt im Detail. Nur wenn der Flechter genügend Ausdauer und Erfahrung mitbringt, können auch kleinste Fehler vermieden werden. Das gilt auch fürs Flechten mit Schafwolle, der jüngsten Leidenschaft des Bauern.