Hofbeschreibung
Seit 1702, also seit über 300 Jahren, ist der Gamsegghof in Melag im Besitz der Familie Hohenegger. Der Blick aus dem Fenster zeigt den wunderschönen Talschluss des Langtauferertales, mit Gletschern, Wiesen und Wäldern. Auf 1.920 m Seehöhe fühlen sich nicht nur Urlaubsgäste in vier geräumigen Ferienwohnungen, sondern auch 70 Ziegen, fünf Kühe und sechs Gänse bei Familie Hohenegger rundum wohl – sowohl in dem neu errichteten Stall, als auch beim Auslauf in der Natur. Herzstück des Biobauernhofs mit rund zehn Hektar Wiesen ist die Hofkäserei: Hier reifen herrliche Kuh- und Ziegenrohmilchkäse heran, während Bäuerin Beatrix für die Gänse-Eier ihre kreative Verwendung gefunden hat.
Handwerk
Sachte öffnet sie eine Schatulle mit den federleichten Kostbarkeiten. Auf die Idee, Gänse-Eier auszublasen, in frohe Farben zu tauchen und anschließend mit filigranen Verzierungen zu versehen, kam Beatrix Hohenegger irgendwann in den Wintermonaten, wo es am Hof ruhiger zugeht. „Die stattlichen Eier sind nicht nur doppelt bis dreimal so groß wie gewöhnliche Hühnereier, auch ihre Schale ist robuster – perfekt zum Ritzen“, erklärt die tüchtige Bäuerin. Die Technik dafür hat sie sich mit viel Übung selbst angeeignet: „So fein zu arbeiten, hat mich schon immer fasziniert“, begründet sie ihre Leidenschaft. Der Weg zum festlich dekorierten Ei erfordert dabei vor allem eines: eine ruhige Hand, aber auch viel Geduld und Fingerspitzengefühl.
Der Verarbeitung auf der Spur
Wie von Zauberhand entstehen unter leisem Surren Verzierungen, Blumen, mäandernde Linien, sinnige Sprüche. „Am liebsten entnehme ich meine Motive aus der Natur“, so Beatrix Hohenegger. Für das Ritzen der Eier verwendet sie ein kleines Ritzgerät, ähnlich jenem fürs Glasgravieren. „Die Kunst dabei ist die Regelmäßigkeit im Ritzen. Der Druck der Finger darf weder zu gering noch zu groß sein, sonst bildet sich nur allzu schnell ein Loch“, führt die Bäuerin aus. Viel Gespür verlangt auch die Rundung, die das Arbeiten am Ei zu einer wahren Herausforderung macht: „Am besten ist es, die Linie in einem Zug durchzuziehen“, weiß Hohenegger. Die Muster werden schon vorher im Kopf kombiniert, damit es schwungvoll vorwärts geht. Auf kleiner Fläche so viel darstellen zu können, das begeistert die Bäuerin.
Am Ende gleicht kein Ei dem anderen. Rund ein bis zwei Stunden vergehen, um die kleinen Unikate zu schaffen – je nachdem, wie aufwändig das Ornament ist. Den letzten Schliff erhalten die filigran verzierten Eier mit etwas Melkfett, das einen seidigen Glanz verleiht, und einem kleinen Verschluss. Gerne ritzt die Bäuerin auf Wunsch auch persönliche Sprüche in die Gänse-Eier, als Erinnerung, kleine Aufmerksamkeit oder besonderes Präsent. Mit der Natur als Inspirationsquelle haben die geritzten Kunstwerke eine ganz besondere Bedeutung für Beatrix Hohenegger: „Eier sind das Symbol des Lebens und als solches haben sie für mich das ganze Jahr über Saison – nicht nur an Ostern“, ist die Kunsthandwerkerin überzeugt.