Ausflugsziel
Stoanerne Mandln: Mystischer Aussichtspunkt
Wie ein Heer aus Steinsoldaten stehen die sagenumwobenen „Stoanernen Mandln“ am Gipfel der Hohen Reisch in den Sarntaler Alpen. Ein Kraftplatz, den man nicht so leicht vergisst.
Wer sich schon einmal die Zeit genommen hat, die aus Sandsteinplatten aufgeschichteten Säulen durchzuzählen, wird wohl auf über hundert dieser „Männchen aus Stein“ gekommen sein. Wo sie ihren Ursprung haben und wer für ihr Entstehen verantwortlich ist, bleibt bis heute ein viel diskutiertes Rätsel. Den Stoanernen Mandln ähnliche Gebilde finden sich zuhauf in ganz Südtirol, eigentlich sind sie nichts Ungewöhnliches. Sie dienten zumeist als Orientierungshilfe und kennzeichneten Wegverläufe, oftmals wurden sie von Wanderern oder Hirten errichtet. Was macht nun die Stoanernen Mandln der Sarntaler Alpen so besonders? Felsblockgravuren und Feuersteingeräte lassen darauf schließen, dass die 2.000 Meter hoch gelegene Bergkuppe an der Grenze zwischen dem Sarntal und Mölten schon in der Steinzeit ein Kultplatz war. Aber nicht nur deshalb strahlt der Ort einen so geheimnisvollen Zauber aus, es ranken sich auch zahlreiche Mythen um ihn.
Kultstätte oder Hexentreffpunkt?
Es liegt in der Natur des Menschen, dass sich die schaurigsten und ungewöhnlichsten Geschichten am tiefsten in das kollektive Gedächtnis einprägen. Genauso begibt es sich mit den Stoanernen Mandln, die sich vor ewigen Zeiten auf der Anhöhe in den Sarntaler Alpen niedergelassen haben. Überall in Südtirol, besonders aber im nahen Sarntal und in der Gegend rund um den Tschögglberg, erzählen sich die Einheimischen seit Jahrhunderten Legenden und Geschichten, in denen die Bergkuppe der Hohen Reisch zum Schauplatz von Hexentänzen, Teufelsorgien, Gewittermacherei und Kannibalismus wird. Am bekanntesten ist wohl die traurige Geschichte der „Pachler Zottl“, einer jungen Frau aus dem Weiler Windlahn im Sarntal, die von den Bewohnern des Tals der Hexerei bezichtigt wurde und im Jahr 1540 bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Vorher gestand sie aber unter Folter, dass sie sich bei den Stoanernen Mandln regelmäßigen mit anderen Hexen traf.
Weitaus glaubhafter ist dagegen die Annahme, dass es sich bei den Steintürmen um Überbleibsel einer vorchristlichen, wahrscheinlich keltischen Kultstätte handelt. Auch die Annahme, es könnte sich um antike Blitzableiter handeln, mit denen die Almen der Umgebung vor starken Gewittern geschützt werden sollten, klingt plausibel.
Bei den Stoanernen Mandln
Es gibt mehrere schöne Routen, die auf die Hohe Reisch mit ihren steinernen Gesellen führen. Von Sarntal aus empfiehlt sich eine knapp dreistündige Rundwanderung durch Wälder und über Almen, die bei der Sarner Skihütte in Auen ihren Anfang nimmt und über die bewirtschaftete Auener Alm, dem Auener Joch und einem Almrücken bis zu den Stoanernen Mandln führt. Wer möchte, kann auf dem Rückweg noch die bewirtschaftete Möltner-Kaser-Hütte für einen Zwischenstopp besuchen. Dann geht es auf dem Fernwanderweg E5 wieder zurück zum Auener Joch und von dort über die Auener Alm hinunter ins Tal.
Eine etwas anspruchsvollere Tour zur prähistorischen Kultstätte startet auf der gegenüberliegenden Seite der Hohen Reisch, nämlich in Mölten auf dem Tschögglberg. Die Wanderung beginnt im Dorf und führt von dort zum Parkplatz Kircheben und dann über den Wanderweg Nr. 15 durch weite Almwiesen zur Sattler Hütte und zum Möltner Kaser. Beide Almen sind bewirtschaftet. Über den Weg 23a geht es dann zu den Stoanernen Mandln. Der Rückweg führt über das Jenesier Jöchl, die Kirche Kampidell und das bewirtschaftete Gasthaus Lanzenschuster nach Schermoos. Egal welche der Wanderungen du für dich auswählst: Ein traumhafter Ausblick auf die Südtiroler Bergwelt ist auf alle Fälle garantiert.
Stoanerne Mandln
Weitere Informationen
http://www.sarntal.com/de/infocenter/anfahrt.html
Dieser sagenumwobene Almrücken auf der „Hohen Reisch“ hoch über dem Hauptort Sarnthein ist einer der schönsten Aussichtspunkte in den Sarntaler Alpen. Der Blick ist frei für die gesamte Dolomitenwelt bis hin zur Marmolata und im Osten auch bis zum König Ortler. Die Stoanernen Mandlen haben auch bei trübem Herbstwetter ihren Reiz. Es hat schon etwas Mystisches an sich, wenn die Nebelschwaden sich um die Stoanernen Mandlen winden.