Ausflugsziel
Rittner Erdpyramiden: Türme aus Lehm und Stein
Die Rittner Erdpyramiden sind ein kleines Naturwunder. Die kegelförmigen Lehmsäulen mit Felsen-Hut auf dem Ritten gehören zu den schönsten Europas.
Wer mit der Rittner Seilbahn von Bozen nach Oberbozen schwebt, kann schon einen ersten Blick auf sie werfen: die Erdpyramiden. Kegelförmig aufgeschütteter Lehm steht da, als ob nichts wäre, mit einem großen Felsbrocken als Dach. Die Rittner Erdpyramiden können ganze 30 Meter hoch werden und gehören damit zu den höchsten und zudem formschönsten Europas.
Ein Erosionsphänomen
Doch wie kann ein solches Naturwunder entstehen? Grundsätzlich können Erdpyramiden nur da entstehen, wo es früher Gletscher gab. Am Ritten gab es einen großen Gletscher mit mehreren Nebengletschern, die auch für andere Erdpyramiden in Südtirol verantwortlich sind. In der Späteiszeit blieb beim Schmelzen der Gletscher der Moränenlehm hier liegen. Dieser spezielle Boden hat die besondere Eigenschaft, bei Trockenheit steinhart zu sein, während er bei Regen zu einem weichen Brei wird und abrutscht.
Befinden sich auf solchen Böden nun Felsbrocken, entstehen Erdpyramiden: Dadurch, dass der Felsen die Erde unter sich vor dem Regen schützt, bleibt sie hart. Der restliche Boden wird breiig und rutscht ab. So schneidet der Regen immer tiefere Rillen in den Boden, bis viele kleine Erdpyramiden zu sehen sind. Die Rittner Erdpyramiden sind unter anderem deshalb so schön, weil sie an einer klimatisch idealen Stelle liegen: Die steile Wand, an der sie gewachsen sind, liegt windgeschützt. Außerdem wechseln sich hier starke Regenfälle mit längeren Trockenphasen ab.
Ohne Regenschutz nicht zu empfehlen
Sobald die Erdpyramiden also ihren Regenschutz, den Felsenbrocken, verlieren, fällt ihre elegante Figur in sich zusammen. Deshalb dürfen die Erdpyramiden auch nur bestaunt und nicht berührt werden: Zu groß das Risiko, dass immer wieder ein Felsbrocken abrutschen und die Arbeit von tausenden Gewittern zunichte gemacht werden könnte. Übrigens: Es gibt auf dem Ritten gleich an drei Standorten Erdpyramiden: bei Lengmoos im Finsterbachtal, etwas unterhalb von Oberbozen (das sind die, die man von der Seilbahn aus sieht) und bei Unterinn. Auch im restlichen Südtirol finden sich Erdpyramiden, und zwar in Terenten, Platten, Mölten, Jenesien, Dorf Tirol und Steinegg.
Die Erdpyramiden erwandern
Wer die Rittner Erdpyramiden nicht nur von der Seilbahn aus sehen, sondern auch aus der Nähe betrachten möchte, kann dazu mehrere Möglichkeiten nutzen: Der einfachste Weg führt in etwa zehn Minuten vom Parkplatz in Lengmoos zur Aussichtsplattform. Dieser Weg ist auch für Kinderwägen und Rollstuhlfahrer bestens geeignet. Ein ebenfalls familienfreundlicher Weg führt von Klobenstein nach Lengmoos. Dieses Ausflugsziel kann auch gut von Bozen aus mit der Seilbahn und der schönen Rittner Schmalspurbahn erreicht werden.
Erdpyramiden
Weitere Informationen
Von Bozen mit der Rittner Seilbahn in 12 Minuten Panoramafahrt nach Oberbozen und weiter mit der Rittner Schmalspurbahn in 18 Minuten Fahrzeit nach Klobenstein. Ab Bahnhof Klobenstein einfacher Spazierweg von ca. 40 Gehminuten zu den Aussichtspunkten der Rittner Erdpyramiden. Rittner Seilbahn: alle 4 Minuten verlässt eine Gondel die Station. Rittner Schmalspurbahn: ein Halbstundentakt von 9:40 bis 19:00 Uhr, morgens und abends ein Stundentakt bis 22:20 Uhr.
Mit dem Auto ab Bozen 22 km. Die Rittner Straße bis Klobenstein und weiter bis nach Lengmoos. Vom Parkplatz sind es ca. 15 Gehminuten zur Aussichtsterrasse der Erdpyramiden.
Erdpyramiden sind Erosionsphänomene. Sie entstehen dort, wo in Tälern eiszeitliche Gletscher Moränenlehm abgelagert haben. Das Material ist in trockenem Zustand steinhart. Kommt es mit Wasser in Verbindung, wird es zu einem lehmigen Brei, der zu Tal fließt. Doch unter großen Steinen bleibt der Lehm vom Regen geschützt und somit trocken und hart – nur das Material um den Stein herum wird ausgewaschen. So bilden sich Erdsäulen, die bei jedem Niederschlag höher werden. Wenn der Deckstein von der Spitze der Pyramide fällt, ist sie allerdings einem schnellen Untergang geweiht, denn dann ist der Lehm auch hier schutzlos dem Regen ausgesetzt; er weicht auf und wird mit dem Niederschlag abgetragen.
Erdpyramiden gibt es am Ritten in drei Bacheinschnitten zu bestaunen: im Finsterbachtal zwischen Lengmoos und Maria Saal, im Katzenbachtal unterhalb von Oberbozen und im Tal des Gastererbachs bei Unterinn.