Ausflugsziel
Eppaner Eislöcher: Erfrischend anders
Die Eppaner Eislöcher zeigen, dass Schwimmen nicht der einzige Weg ist, um in Südtirol der Hitze zu entkommen.
Neben der reichen Flora und Fauna des Frühlingstals, der Montiggler Seen und des Kalterer Sees gibt es im Überetsch noch ein weiteres Naturwunder. Aus den Eppaner Eislöchern im Kalterer Ortsteil Oberplanitzing, ganz in der Nähe von St. Michael-Eppan, strömt zwischen großen Porphyrblöcken auch im Sommer eiskalte Luft hervor. Der Sage nach soll hier einst eine Stadt gestanden sein, deren Bewohner sich durch Übermut und Grausamkeit auszeichneten. Zur Strafe begrub Gott ihre Stadt unter Felsblöcken, die heute die umliegende Landschaft prägen. Die Geologen aber erklären die Eiseskälte nicht etwa mit einer Verdammung, sondern sehen die Ursache in einem seltenen Naturphänomen.
Das Hochgebirge im Tal
Schuld an der Eiseskälte sind die Porphyrschuttmassen, die sich am ganzen Hang des Gandbergs abgelagert haben, und ein physikalischer Vorgang, der sich „Windröhre“ nennt. Im Sommer strömt warme Luft durch Spalten von oben in den unteren Teil der Schutthalde, wird dabei abgekühlt und entweicht weiter unten als kalte Luft. Da die aus den Öffnungen strömende kalte Luft jedoch schwerer ist als die darüber liegende warme Luft, kann sie nicht aufsteigen und sammelt sich im Falle der Eppaner Eislöcher in einer 200 Meter langen, 50 Meter breiten und fünf Meter hohen Mulde. Das kühle Mikroklima hat weitreichende Folgen: Sogar im Hochsommer finden sich hier vereinzelt noch Schneefelder und Eiszapfen, und obwohl wir uns nur auf etwa 500 Meter Meereshöhe befinden, gedeihen Pflanzen, die sonst nur im Hochgebirge vorkommen. Die Alpenrose ist nur eines von vielen Beispielen. Auch die Vegetationsabfolge ist auf den Kopf gestellt. An den tieferen Stellen der Mulde wachsen kälteresistentere Gewächse, während an den oberen Rändern der Vertiefung wärmeliebende Pflanzen sprießen. So entsteht eine erstaunliche Pflanzenvielfalt: Fast 600 Pflanzenarten sind hier beheimatet.
Fluchtweg aus der Hitze
Die Eppaner Eislöcher lassen sich aus verschiedenen Richtungen erreichen und dementsprechend viele Wandertipps bieten die Wanderführer auch an. Eine einfache Wanderung, die vor allem für Familien mit Kindern geeignet ist, beginnt im Zentrum von St. Michael-Eppan. Wer mit dem Auto unterwegs ist, stellt es am besten vor der Eishalle ab, wo genügend Parkplätze zur Verfügung stehen. Der Spaziergang führt dann zuerst an der Mittelschule Eppan vorbei und in südlicher Richtung zwischen Häusern hindurch. Nach einem viertelstündigen Fußmarsch biegt man rechts auf einen Waldweg ein und folgt ihm etwa 40 Minuten, bis man eine Waldkreuzung erreicht. Hier weist ein Schild zu den Eislöchern, die nur mehr 5 Minuten entfernt sind.
Am lohnendsten ist ein Trip zu den Eislöchern im Sommer, wenn der Unterschied zwischen Hitze und Kälte deutlich spürbar ist.
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Eppan als Urlaubs- oder Ausflugsziel bietet außerdem den Vorteil, dass Natur und Kultur keine Gegensätze, sondern vielmehr eine Einheit bilden. Wer sich also zu einem Besuch der Eislöcher entschließt, kommt auf manchen Routen auch an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei. Vor allem die Gleifkirche und Schloss Moos-Schulthaus liegen ganz in der Nähe. Vom 1716 erbauten Gotteshaus hat man einen schönen Ausblick über Eppan und die gesamte Umgebung, während im Schloss Moos-Schulthaus das Museum für mittelalterliche Wohnkultur auf Besucher wartet.
Eislöcher
Weitere Informationen
Die Eislöcher befinden sich zwischen den Gemeinden Kaltern und Eppan nahe dem Kalterer Ortsteil Oberplanitzing. Das seltene Naturphänomen der Eislöcher erklärt man mit dem physikalischen Prinzip der Windröhre: Luft strömt durch ein Spaltensystem zwischen den Porphyrblöcken des Bergstürzes der Gand von oben nach unten und kühlt sich dabei ab. Die schwere kalte Luft bleibt als Kaltluftsee von etwa fünf Metern Höhe in der Mulde liegen. Infolge dieses kühlen Klimas gedeihen hier auf etwa 500 Metern Meereshöhe Pflanzen, die sonst nur in wesentlich höheren alpinen Regionen zu finden sind. Die Wanderung durch die Eislöcher ist besonders an warmen Sommertagen sehr empfehlenswert.
Mit dem Auto: Kommend vom Süden (Auer/Tramin/Kalterer See) der Weinstraße folgen, vorbei am Dorfzentrum von Kaltern bis zum Kalterer Ortsteile Unterplanitzing. Dort links abbiegen und der Straße bis zum Ortsteil Oberplanitzing folgen. Parkmöglichkeit bei der Grundschule Oberplanitzing. Einige Meter weiter in einer Rechtskurve startet der Wanderweg zu den Eislöchern. Kommend vom Norden (Bozen/Eppan) an der Weinstraße beim Maxi Mode Center rechts abbiegen und der Straße in Richtung Obere Gand/Mendelpass folgen. Anschließend bei der Oberen Gand links nach Oberplanitzing abbiegen.
Mit den öffentlichen Verkehrsmittel: Busverbindungen von Kaltern oder Eppan mit dem Citybus nach Oberplanitzing. Die aktuellen Fahrpläne finden Sie unter www.sii.bz.it