Jagdurlaub – dieses Wort ruft nicht selten Tierschützer auf den Plan. Beim Bogenschießen in Südtirol zuckt das Wild bei einem Treffer aber mit keiner Wimper.
Wir sind nun schon eine Weile im Wald unterwegs, als wir unsere Beute entdecken. Ein kolossaler Zwölfender sonnt sich auf der kleinen Lichtung vor uns und scheint uns nicht bemerkt zu haben. Langsam machen wir uns bereit: Wir richten uns auf, ziehen einen Pfeil aus dem Köcher, spannen den Bogen, das Ziel fest im Auge, und schießen. Blattschuss. Aber der Hirsch liegt immer noch wie erstarrt da und rührt sich nicht. Kein Wunder, er ist ja auch aus Plastik und Teil eines 3D-Bogenparcours, von denen Südtirol ganze zwölf zu bieten hat.
Bogenschießen in Südtirol: Immer den Pfeilen nach
Auf 3D-Bogenparcours wird nicht immer wieder auf dieselbe Zielscheibe geschossen, sondern auf lebensecht gestaltete Plastiktiere. Natürlich stehen diese nicht einfach nebeneinander: So einfach wird es den Jägern nicht gemacht. Über gekennzeichnete Waldwege muss man sich von Wild zu Wild pirschen, das glücklicherweise geduldig darauf wartet, erlegt zu werden. Die verschiedenen Tiere sind dabei in täuschend echt wirkenden Posen erstarrt: Ein Fuchs stürzt sich gerade auf eine Entenfamilie, ein Bär kratzt sich den Rücken an der Baumrinde und ein Reh grast sorglos vor sich hin, während hinter ihm schon der Puma zum Sprung ansetzt.
Um den Puma noch zu erwischen, bevor er sich auf das Reh stürzen kann, braucht es die richtige Ausrüstung. Wer noch keinen Bogen sein Eigen nennen kann und Pfeile bisher höchstens auf Straßenschildern gesehen hat, muss auf eine Jagd nicht verzichten. Die meisten Parcours verleihen gegen eine Gebühr Pfeil und Bogen und was dazugehört, und auch eine kurze Einführung in den Bogensport steht meist auf dem Programm.
Die ewigen Jagdgründe
Besonders fachkundig fällt die Anleitung auf den
drei Parcours am Ritten oberhalb von Bozen aus: in
Oberbozen, Oberinn und Kematen. Hier befindet sich so etwas wie das geistige Zentrum des Südtiroler Bogensports. Nach der obligatorischen Anmeldung und bei einer Mindestanzahl von drei bis vier Teilnehmern weisen hier vier geschulte Trainer Bogenschützen in spe in die Kunst des Schießens und die zu beachtenden Sicherheitsregeln ein. Das Bogenschießen in Südtirol kann entweder in einem Schnupperkurs oder – falls man auf den Geschmack gekommen ist – in einem ganztägigen Kurs erlernt werden.
Weitere ebenfalls sehr lohnenswerte Bogenparcours, meist ebenfalls mit Verleih, befinden sich in Tartsch und im
Wandergebiet Watles bei Mals, auf der Tarscher Alm bei Latsch, am Moarhof in Katharinaberg im Schnalstal, beim Gasthof Birkenwald in Partschins, beim Outdoor-Unternehmen Xund in Terlan, beim Campingplatz Vahrner See in Vahrn, in der Gemeinde Olang und bei Mauls in der Gemeinde Freienfeld.
Im archäologischen Freilichtmuseum
Archeoparc im Schnalstal können erwachsene und Nachwuchs-Schützen außerdem beim täglichen prähistorischen Bogenschießen einen Langbogen, wie er bei der Gletschermumie Ötzi gefunden wurde, ausprobieren.
Schießen ohne Schäden
Wer noch nie eine Bogensehne gespannt hat und beim Bogenschießen in Südtirol die Möglichkeit einer ausführlichen Einführung hat, sollte diese unbedingt in Anspruch nehmen. Neben dem richtigen Umgang mit der Ausrüstung wie Bogen, dazu passenden Pfeilen, Köcher, Finger- und Armschutz geht es dabei vor allem ums Thema Sicherheit. Wie bei vielen anderen Sportarten kann nämlich auch beim Schießen mit Pfeil und Bogen einiges ins Auge gehen. Gründe für Unfälle sind eine unpassende oder schadhafte Ausrüstung und besonders Unachtsamkeit. Eine ordentliche Einweisung verhindert unliebsame Überraschungen und der Parcours-Vorgänger, der im Gebüsch hinter unserem nächsten Ziel noch nach einem verlorenen Pfeil sucht, bleibt mit Sicherheit unversehrt.
Urlaub beim Bogenschützen-Bauer Moarhof in Schnals (Bogenparcour und Bogenbau-Kurse)